Zwischen[4]durch: „Leicht?“

Kann ich Ihnen helfen?

Ich suche etwas Leichtes.

Wie meinen Sie das?

Zum Mitnehmen beim Wandern!

Ah, also wirklich vom Gewicht her.

Genau, ich gehe eine Woche in die Berge.

Okay, da zählt dann jedes Gramm.

Bei den Reclam-Heften habe ich geschaut.

Haben Sie etwas für sich gefunden?

Hier, die Erzählungen von Marie von Ebner-Eschenbach.

Gut, ja, da haben wir eh einiges lagernd.

Das hier war das einzige, das von einer Autorin verfasst worden ist.

Wir haben eher die Klassiker.

Und das sind nun mal die Männer.

Das ist ein Problem, ja, und der Reclam-Verlag bringt auch viel mehr heraus als das, was wir aus der Schule kennen.

Ja?

Da gibt es viele verschiedene Publikationen, auch ganz aktuelle.

Das werde ich mir ansehen.

Vielleicht passt auch ein Taschenbuch, bei Veröffentlichungen aus den letzten Jahren gibt es einiges, das für die Romanform richtig kurz ist. 

Das aber deswegen auch nicht weniger nachhallt.

Manche sagen sogar, es ist stärker in so einer Kürze.

Und wenn dann auch noch der Stil knapp gehalten ist.

Sie mögen das auch?

Ja, eine Sprache, die ständig ausschweift, geht gar nicht.

Oft werden dann ganz wenige Eigenschaftswörter verwendet.

So habe ich das noch gar nicht betrachtet.

Das ist teilweise richtig auffällig.

Aber fehlt dann nicht etwas?

Nein, nein, der Text muss das anders schaffen.

Okay.

So eine präzise Sprache öffnet Raum für eigene Interpretationen.

Ich denke, fürs Erste nehme ich einfach dieses eine Reclam und gut ist’s.

Jetzt fällt mir noch etwas ein, schauen Sie: Diese Schriftstellerinnen haben Postkarten veröffentlicht!

Oh!

Die können Sie auf Ihrer Reise dann vielleicht sogar verschicken.

Dann wird das Gepäck noch einmal leichter.

Oder Sie können sich Notizen machen.

Oder den gleichen Text mehrmals lesen.


Laura Freudenthaler, Exposition 2020, Kartenset, Droschl 2020.

Stefanie Sargnagel, Extreme Postkarten, Rowohlt 2020.

Tamara Imlinger, Miniaturensammlungen auf Postkarten:

  • Ein Schloss für sich allein, mit Notizen für den Briefroman ‚Liebe Urli‘, im Rahmen eines Arbeitsstipendiums des Landes OÖ 2022.
  • Begegnungen, für das Projekt ‘Schreib mir eine Karte’ in Kooperation mit Donna E. Price und Florian Walter, leonART – Kunstfestival im öffentlichen Raum 2022.
  • Die bewegte Au, Nationalparks Austria 2021, Stipendium für Literatur.

Tamara Imlinger ist Schriftstellerin, Historikerin, Vermittlerin, Musikerin, schreibt Prosa, Dramolette, Miniaturen auf Postkarten, tritt mit Kolleg*innen als Salon Limusin auf.
tamaratrackt.at
salonlimusin.at

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