20 Jahre MKH – Raum zum Abhängen, Austauschen, Ideen diskutieren und zum Produzieren.

Redebeitrag des MKH Geschäftsführers Boris Schuld, im Rahmen der Feierlichkeiten zum zwanzigjährigen Bestehen des MKH

Einen wunderschönen Abend, es freut mich sehr, dass sie alle gekommen sind!

Im Jahr 2007 habe ich mich um die Betreuung der Sommerworkshops bei Günter Mayer beworben, und er hat mich glücklicherweise eingestellt. Ich muss sagen, dass das Medien Kultur Haus als Ganzes zu Beginn für mich schwer zu erfassen war.

Diese Mischung aus selbstgebauter, Low Budget Möbel, (lange bevor dies Hip wurde), einer Allgemein sehr rohen Ausstattung, aber mit Sinn für Ästhetik umgesetzt, war eine eigenwillige, aber sehr lässige Aneignung dieses repräsentativen Bauwerk. Darin Manifestierte sich für mich bereits die grundlegende Ausrichtung des Hauses.

Programmatisch war das Angebot sehr vielfältig: Das MKH war nicht eine typische Einrichtung der freien Szene, kein Museum, keine reine Galerie oder außerschulische Ausbildungsstätte.

Das war schon etwas verwirrend. Zu Beginn dachte ich: Was machen wir hier eigentlich? Was genau ist meine Aufgabe, und nach welchen Kriterien sollten die Sommer-Workshops für Jugendliche ablaufen? Diese Unsicherheit war auch ein Resultat des Freiraums im MKH und der Art und Weise, wie hier Kulturarbeit angelegt war. Es wurde nur sehr wenig kommuniziert, wie ich die Arbeit angehen sollte. Vielmehr wurde ich von Beginn an ermutigt, eigene Interessen und Fähigkeiten einzubringen. Das war spannend.

Es folgten intensive Jahre mit unzähligen Projekten, Veranstaltungen und Ausstellungen, im Zuge derer ich das Haus und seine Atmosphäre zu schätzen und kennen gelernt habe. Erst im Rückblick erkennt man verdichtet, wie viele interessante Dinge hier bereits passiert sind. Ich möchte ein paar Dinge herausgreifen.

Zum ersten unser Linz-09-Kulturhauptstadtprojekt „What you really need“. Über zwei Monate arbeiteten mehr als 60 internationale Künstler:innen in Wels und stellten das MKH auf den Kopf. Das Projekt wurde im Nachhinein von den Intendanten von Linz09 als eines der Highlights des Kulturhauptstadtjahres geadelt.

2010 erhielten wir den Großen Landeskulturpreis für Initiative Kulturarbeit. 2012 erfolgte der Umbau, und wir bekamen mit dem Kino und der Gastronomie neue Partner und Möglichkeiten. Wir wurden Mitglied von Dorf TV und begannen, Sendungen zu produzieren. Im Zuge dieser Zusammenarbeit experimentierten wir früh mit Streaming und Sendungsformaten, was sich zu Beginn der Corona-Pandemie als sehr hilfreich herausstellte. Wir entwickelten gemeinsam mit der Stadt die Streamingplattform „Studio 17“ und produzierten zwei Jahre lang Sendungen über regionale Kunst auf Dorf TV, die gerade zu Beginn sehr erfolgreich waren.

Mit den Projekten „Owa vom Gas“ und „Weniger ist mehr“ knüpften wir thematisch an unseren Linz09-Schwerpunkt an und konnten nochmal größere Projekte umsetzen.

Dann gibt es noch all die Workshops und Programme, die für die Öffentlichkeit fast unsichtbar sind. Jede Woche kommen mehrere Gruppen und Schulklassen ins Haus und produzieren Trickfilme, Videoclips, Talkshows usw., setzen sich spielerisch mit verschiedensten Medien auseinander.

In den letzten Jahren, und das freut mich persönlich besonders, wurden wir immer mehr zum lebhaften Zentrum von Nachwuchsfilmemacher:innen in der Region. Junge Filmschaffende begannen immer intensiver die Möglichkeiten bei uns im Haus zu nutzen und produzierten immer hochwertigere Filme. In den vergangenen Jahren spiegelte sich dies auch in zahlreichen Auszeichnungen und Filmpreisen wider.

Es ist schwierig einzelne Personen und Projekte aus der Fülle herauszugreifen, aber wir existieren nun schon seit 20 Jahren, und viele Menschen sind uns schon ebenso lange verbunden. Es gibt Menschen, die haben hier zum ersten Mal eine Kamera in die Hand genommen und sind 15 Jahre später als Workshopleiter:in oder Lehrer:in zurückgekommen.

Grundsätzliches über unsere Tätigkeit im MKH

Wir machen unsere Arbeit aus Überzeugung. Wir sind der Ansicht, dass eine tiefgehende und künstlerische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen und Medien immer wichtig und zeitgemäß ist.

Das MKH fördert eine aktive Beschäftigung mit Kunst & Kultur und nicht bloßen Konsum von Angeboten. Wir arbeiten mit jungen Menschen auf Augenhöhe und mit der Prämisse, dass alle Beteiligten voneinander lernen können. Wir wollen Begeisterung entfachen, Neugierde erzeugen und jungen Menschen eine Infrastruktur geben, mit und in der sie sich ausprobieren können – ohne schulmeisterliche Betreuer:innen, aber mit thematischen Schwerpunkten.

Es ist uns auch ein Anliegen, durch unsere Projekte die Lebensrealitäten von Jugendlichen einer breiteren bzw. anderen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Doch es ist auch ein Raum zum Abhängen, Austauschen, Ideen diskutieren und zum Produzieren. Ein Proberaum für Medien und kreatives Schaffen. Dabei geht es nicht nur um digitale Medien, sondern wir haben auch mit dem Malort, der Keramik- und Siebdruckwerkstatt, dem Chor und anderen Angeboten im Haus, die jedoch dem gleichen Prinzip folgen.

Eine große Stärke von uns ist, dass wir eine anregende Atmosphäre schaffen können. Das bekommen wir zumindest immer von außen zugetragen. Sei es von Gästen, Kooperationspartner:innen oder eingeladenen Künstler:innen – alle betonen die offene Stimmung und diese wollen wir in Zukunft unbedingt beibehalten.

Eine weitere wichtige Besonderheit des Medien Kultur Hauses ist die Kooperation mit den Hauspartner:innen. Unsere Aktivitäten, die hervorragende Arbeit des YOUKI-Festivals, des Programmkinos und der Gastronomie, ergänzen sich ausgezeichnet, sind gut aufeinander eingespielt und profitieren voneinander.

Das Wichtigste ist jedoch, dass sich die Menschen hier gut miteinander verstehen, sich als Teil des Hauses begreifen und gemeinsam daran arbeiten, diesen Ort zu dem zu machen, was er ist: ein Kleinod, eine urbane Oase mitten im Zentrum von Wels.

Vielen Dank an euch, liebe Mitstreiter:innen!

Hinter uns liegt ein turbulentes Jahr. Zum einen haben uns mit Florian Ettl, Harald Schermann und Günter Mayer drei langjährige Mitarbeiter verlassen, und wir mussten das Team neu aufstellen. Zum anderen mussten wir uns intensiv um die Bewerbung kümmern. Die Ausschreibung und die damit verbundene Neuausrichtung waren für uns ein spannender Prozess. Trotz des entbehrlichen lokalpolitischen Hickhacks überwiegen für mich die positiven Aspekte:

Wir haben ein neues Konzept erstellt und uns die Zeit genommen, unsere bisherigen Aktivitäten zu hinterfragen und zu verbessern. Diesen Luxus hat man normalerweise im Arbeitsalltag nicht.

Das Konzept wurde sowohl vom Kulturbeirat als auch vom politischen Lenkungsausschuss eindeutig als das Siegerprojekt ausgewählt, und es hat uns sehr gefreut, dass auf diese Weise unsere Arbeit und Ideen für die Zukunft bestätigt wurden.

Im Zuge des Bewerbungsprozesses haben wir sehr viel Rückhalt bekommen, von Leuten, die uns nahe stehen, aber fast noch charmanter auch von vielen Menschen, die nicht zu unseren Gästen zählen, aber irgendwie trotzdem gut finden, was wir machen. In den Wochen nach dem Hearing gratulierten uns täglich viele Menschen zur gewonnenen Ausschreibung, und das war eine sehr rührende Erfahrung.

Eines ist mir dabei noch wichtig zu erwähnen. Ich habe das Konzept und das Hearing gemeinsam mit Elisabeth Zach bestritten, und das geht in der Außenwahrnehmung immer unter. Wir haben monatelang gemeinsam getüftelt und uns gegenseitig gestützt; alleine wäre das für mich nicht möglich gewesen. Darum möchte ich mich bei Elisabeth bedanken und um einen Applaus für sie bitten. Danke, Lisi!

Wie geht es jetzt weiter?

Zunächst wird im Laufe des nächsten Jahres die Galerie der Stadt Wels von uns getrennt. Die Galerie kehrt mit November 2024 zurück in die Verwaltung der Stadt Wels. Das ist einerseits sehr schade, da die Zusammenarbeit immer sehr fruchtbar war und wir uns gegenseitig immer sehr gut ergänzten. Ich wünsche jedoch der neuen Leiterin Karin Zorn und dem technischen Direktor Johannes Kastinger alles Gute für diese neue Phase der Galerie, und wir hoffen auch in Zukunft weiterhin kooperieren zu können.

Aber diese Trennung eröffnet andererseits für uns auch neue Möglichkeiten. Wir können diesen Raum neu gestalten und Bühnen sowie Studioräume dauerhaft installieren. Wir können uns mehr auf Veranstaltungen und Projekte konzentrieren und weniger um technische Umbauten. Wir wollen diesen Raum in einen offenen Treffpunkt umwandeln. Basierend auf unserer Erfahrung haben wir Dinge gestrichen, Bestehendes geschärft und neue Formate entwickelt. Einiges probieren wir jetzt schon aus, anderes, wie zum Beispiel einen eigenen Filmlehrgang, werden wir auch in der konzeptionellen Phase gemeinsam mit jungen Menschen entwickeln. Im Bereich der Schulworkshops werden wir ein wichtiger Partner für die „Digitale Grundbildung“ sein.

Wir arbeiten an neuen Kooperationen und möchten in Zukunft noch mehr Resonanz in der Stadt erzeugen. Das Ziel war und ist es immer gewesen, ein lebendiges kreatives Umfeld zu schaffen und Menschen zusammenzubringen, um Ideen und Projekte zu fördern. Dass die Stadt Wels eines ihrer schönsten Häuser für einen solchen Zweck zur Verfügung stellt, finde ich großartig. Das ist ein Statement, und darauf sollte die Stadt meiner Ansicht nach stolz sein.

Danksagung!

Wir haben uns als Team neu gefunden und ergänzen uns jetzt schon sehr gut, und das Wichtigste ist: der Umgang untereinander ist sehr respektvoll, und es herrscht eine sehr angenehme Atmosphäre.

Vielen Dank an das beste Team: Elisabeth Zach, Judith Klette, Raphaela Obermair, Helena Brunnbauer, Josseline Engeler, Jonas Wiesinger, Heidi Schweitzer, Johannes Kastinger, Simon Reitmann & Karin Zorn, an die freien Mitarbeiter:innen und an den Vorstand. Vielen Dank!

Vielen Dank an unsere Förderer: Die Stadt Wels, das Land Oberösterreich Abteilung Kultur, das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport.

Vielen Dank an unsere Sponsoren: Die Sparkasse Oberösterreich, die eww und Dr. Scheinecker und Partner.

Vielen Dank an jene, die uns unter dem Hashtag #mkhliebe so viele aufmunternde Worte und persönliche Anekdoten gesendet haben. Das hat uns im letzten Jahr Rückenwind gegeben.

 

Und an all unsere Besucher:innen, Kooperationspartner:innen und Workshopteilnehmer:innen, die das Haus mit uns gemeinsam mit Leben füllen. Vielen Dank!

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